„Vom Rothen Punkt zum Roten Wien“ – 130 Jahre Sozialdemokratie in Favoriten

„Vom Rothen Punkt zum Roten Wien“
Rechtzeitig zum Abschluss des veranstaltungsreichen heurigen Jubiläumsjahres „150 Jahre Favoriten“ erscheint noch spannendes Buch über die 130jährige erfolgreiche Geschichte der Sozialdemokratie in Favoriten.
1894, vor genau 130 Jahren, wurde in Favoriten im längst verschwundenen Gasthaus Menzl in der Götzgasse 6 der „Sozialdemokratische Wahlverein X.“ ins Leben gerufen. Zwar gab es schon davor Sozialdemokrat:innen in Favoriten, doch ließen die Behörden der herrschenden Donaumonarchie in den 1880er- bis 1890er-Jahren keine Vereine mit einem solchen Namen zu. Stattdessen trugen die Vorläufervereine immer unverfängliche Namen, so nannte sich etwa die größte ihrer Organisationen in Favoriten, der Arbeiterbildungsverein, schlicht „Bildungsquelle“.
Der Wahlverein in Favoriten war, zumindest anfangs, nur ein kleines Rad in diesem Verband der Arbeiter:innenbewegung. Ab 1897 hieß er „Vorwärts“ und wurde 1910, wie alle Wahlvereine, formal in eine Bezirksorganisation der SDAP umgewandelt. Aus der Bezirksorganisation in Favoriten wurde im Laufe der Zeit die mitgliederstärkste Bezirkspartei Österreichs.
Im neuen Buch „Vom Rothen Punkt zum Roten Wien“ - 130 Jahre Sozialdemokratie in Favoriten ist diese Entwicklung detailreich beschrieben.
„Mich interessieren beim Recherchieren und Schreiben immer zuerst die Menschen, ihre Lebensgeschichten und ihre Motivation“
erklärt Alexander Emanuely, einer der beiden Autoren, der den größten Teil des Buches verfasst hat: „Viele der Gründer:innen der Sozialdemokratie und ihrer Vorgängerorganisationen sind heute Unbekannte. Ihre Geschichten sind jedoch nicht nur unheimlich spannend, sie sind meines Erachtens auch wichtig, um eben die historische Entwicklung der Sozialdemokratie zu verstehen.“
Was Alexander Emanuely und sein Ko-Autor Paul Dvořak aus verschiedensten Archiven und historischen Berichten detailreich zusammengetragen haben, eröffnet tatsächlich eine neue Betrachtungswelt.
Was hat einen Schuster in den 1870er-Jahren dazu bewogen Sozialdemokrat zu werden, oder einen Großhandelskaufmann 50 Jahre später? Wieso wurde nach einer gelernten Näherin eine der schönsten und größten Badeanstalten Europas benannt? Was hat Körperkultur mit Sozialdemokratie, was Kabarett mit Sozialismus gemein? Was ist ein sozialistischer Verlag und was bedeutet Monismus? Und vor allem, was hat das alles mit Favoriten zu tun? Fragen, auf die es im Buch Antworten gibt.
Es wird auch über Menschen erzählt, die kaum noch jemand bekannt sind.
Etwa über Johann Pölzer, Mitbegründer des ersten „Wahlvereins“ in Favoriten, einem jungen Arbeiter und Bettgeher (das waren Werktätige, die so wenig Lohn erhielten, dass sie mit anderen schichtweise ein Bett teilen mussten). Oder über den Schuster Andreas Grosse, die Weißnäherin Amalie Pölzer, die Tänzerin Olga und den Buchhändler Philipp Suschitzky, oder den gelernten Tischler Hans Schiller, der dann Bankbeamter wurde.
„Die Porträt und Geschichten im vorliegenden Band können natürlich kein vollständiges Bild widerspiegeln. Doch anhand dieser biografischen Geschichte war es möglich viele jener Entwicklungen, Stimmungen, Bilder, teilweise längst vergessene Ereignisse einzufangen, die nicht nur die Porträtierten und all die sonst in diesem Buch genannten betrafen, prägten, beschäftigten, sondern das Leben vieler, ob in der Partei, in Favoriten oder darüber hinaus“, schreiben die beiden Autoren.
Und was hat es mit dem „Rothen Punkt“ auf sich? Er stammt aus der Rede Viktor Adlers zur Eröffnung des Arbeiterheims Favoriten im September 1921:
„Wir Sozialdemokraten aber furchten uns nicht, und unser Haus — ein rother Punkt ist es in dem schwarzen Meer ringsum, ein Punkt, der leuchtet, hell ist sein Schein. Das Licht unserer Ideen, das von ihm ausgeht, wird die Finsterniß überwinden!“ (in Originalsprache).
Das Buch
„Vom Rothen Punkt zum Roten Wien“ – 130 Jahre Sozialdemokratie in Favoriten
Mit Beiträgen von Alexander Emanuely und Paul Dvořak
Erschienen: Dezember 2024 Verlag: Theodor Kramer Gesellschaft Seiten: 377 Preis: 24,90 Euro
Erhältlich: SPÖ Favoriten, Jagdgasse 1B und Buchhandlung Mio im Sonnwendviertel

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