18.03.2024

Fair Play in Favoriten - Respekt, Respekt!

Mit ihren blauweißen Jacken und Taschen sind die SozialarbeiterInnen des Fair-Play-Teams fixer Bestandteil des Straßenbild in Favoriten. Sie suchen das Gespräch mit AnrainerInnen, bieten niederschwellig Beratung an und vermitteln bei Interessenskonflikten. Nun wird das Erfolgsteam kräftig personell kräftig aufgestockt.
Das neue Favoritner Fair-Play-Team: 
Ali Özbas, Nina Hofmann, Sonja Gaudriot, Ramin Sadri,  Georg Wölfl (v.l.n.r.)

Respekt voreinander, Anerkennen der Rechte der anderen und Rücksichtnahme aufeinander sind einige der Hauptthemen, die die Arbeit der SozialarbeiterInnen prägen, die sich als „Fair -Play“-Teams in Favoriten um die Lösung kleiner und größerer Probleme im öffentlichen Raum bemühen. Der Erfolg gibt ihnen recht. 

 

„Wir sind das ganze Jahr auf der Straße, das ist unser Arbeitsplatz“, schildert Sonja Gaudriot, langjährige Mitarbeiterin des Fair-Play-Teams Favoriten. 

 

Auf den Straßen und in den Parks sowie auf Plätzen suchen die speziell ausgewählten SozialarbeiterInnen das Gespräch mit den AnrainernInnen. Sie schauen, wo der Schuh drückt, bieten niederschwellig Beratung an und vermitteln bei Interessenskonflikten.

Ein wesentlicher Grundpfeiler der Arbeit der Fair Play-Teams ist es, Vertrauen zu schaffen. Der persönliche Kontakt steht dabei im Vordergrund und es ist wichtig, dass die immer im Duo auftretenden MitarbeiterInnen bekannt sind. Erkennbar sind sie an Jacken und Taschen mit dem „Fair-Play“-Logo.

 

Mit einer kräftigen Kapazitätsausweitung schreibt der Bezirk nun die Erfolgsgeschichte der Fair-Play-Arbeit fort. 

Waren bisher drei MitarbeiterInnen tätig, kamen im Februar 2024 zwei weitere dazu. Weitere drei Stellen sind noch offen und sollen so rasch als möglich besetzt werden. Außerdem wurden die Arbeitsverträge seit Jänner 2024 von 30 auf 37 Wochenstunden aufgestockt, wodurch sich die Gesamtkapazität der Teamarbeit merkbar erhöht hat: „Bei den Aktivitäten können wir nun noch mehr Qualität hineinlegen und eine noch bessere personelle Betreuung anbieten“, freut sich Gaudriot.

Das Arbeitsspektrum ist vielfältig. Lärm sei natürlich immer ein Thema. Wenn sich AnrainerInnen über lärmende Personen beschweren, sprechen die Fair-Play-MitarbeiterInnen mit allen Beteiligten darüber. Viele Jugendliche etwa bemerken es oft gar nicht, dass sie vielleicht doch zu laut sind. Meistens wird es schon besser, wenn man sie darauf aufmerksam macht. Manchmal verlagern sich die Aktivitäten dann auch woanders hin, wo es weniger Probleme gibt. 

Wesentlich sei es dabei auch, allen BewohnerInnen zu zeigen, dass die Fair-Play-Teams keine Kontrollorgane sind und keine Vorschriften machen. „Wir schicken die Leute auch nicht woanders hin, alle haben dasselbe Recht, den öffentlichen Raum zu nutzen.“ 

Das Team des Fair-Play-Teams beim Gespräch

Und die Ansätze sind vielfältig - Ein Thema ist etwa die Verdrängung von Frauen im öffentlichen Raum. 

Ein klassisches Beispiel dafür sind die zahlreich vorhandenen Volleyballplätze in den Favoritner Parkanlagen. Sie wurden stark von Burschen und Männern genutzt, Mädchen mussten draußen bleiben: „Wir wollten und wollen jedoch auch Platz für Frauen schaffen.“ Durch Gespräche und Vereinbarungen mit den bis dahin ausschließlich männlichen Benutzern gelang es, dass nun an einem bestimmten Wochentag Mädchen und Frauen einen freien Platz für sich allein zum Spiel und Training haben. Und diese freiwillige Regelung funktioniert nun schon im dritten Jahr.

 

„Früher gab es in 30 Parkanlagen rund fünf festgelegte Routen, die wir abgegangen sind, inzwischen orientieren wir uns am Bedarf. Der Größe des Bezirks geschuldet sind wir eher in Innerfavoriten unterwegs, kommen bei Beschwerden jedoch natürlich überall hin.“ (Gaudriot). Man bemüht sich auf jeden Fall bei allen auftauchenden Konflikten oder erkannten Problemen möglichst schnell zu reagieren. 

 

„Manchmal gibt es richtige wow-Effekte, wenn etwas supergut funktioniert“, freut sich auch Fair-Play-Mitarbeiterin Nina Hofmann und nennt als Beispiel die Kleidertauschpartys. Nach jeweils monatelanger Sammlung findet zweimal pro Jahr diese soziale Aktion statt, bei der Kleiderkästen geleert werden und dadurch manche bedürftige Familie zu Sachen kommt, die sie sich sonst nicht leisten könnte: „Und es kommen dabei Menschen zusammen, die einander sonst nie treffen würden, und lernen so andere Lebenswelten kennen“.

Fair-Play-Teams sind oft die Ersten, die Probleme im öffentlichen Raum professionell wahrnehmen. Durch ihre überwiegende Tätigkeit vor Ort und nicht im Büro erkennen die SozialarbeiterInnen mehr als andere im Bezirk. Dadurch können sie sich auch der Bedürfnisse mancher annehmen, die sonst nicht gehört würden. „Wir geben Menschen eine Stimme, die keine haben, egal ob Kinder, Suchtkranke oder SeniorInnen. Humanität ist uns extrem wichtig.“ 

Auch bei Umgestaltungen von Parkanlagen werden sie einbezogen und bringen ihr Beobachtungen ein. Was ist in einem Park zum besseren Wohlfühlen noch nötig, wo braucht es mehr WC-Anlagen, wo fehlt ein Tisch? Oft sind es auch Hinweise auf behebbare Missstände wie eine schiefe Ebene im Ballspielbereich.  

 

„Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der zuständigen Magistratsabteilung und auch den anderen zuständigen Bezirksorganisationen und alle haben Interesse, im Bezirk etwas Positives zu tun“. Bei regelmäßigen Treffen werden Einschätzungen ausgetauscht und Verbesserungen besprochen. Vieles lasse sich gemeinsam lösen.

Durchs Reden kommen d'Leut z'sam!

Zum Aufgabenbereich der Fair-Play-Teams zählt auch die Förderung und Unterstützung von Selbstinitiativen.

Ein Beispiel war eine Initiative von Jugendlichen, die mitgestalten wollten. „Wir haben mit den Jugendlichen ihre Ideen und Projekte besprochen und ihnen dabei geholfen, diese dann in Vorschläge umzusetzen. Danach haben wir sie damit zum Bezirksvorsteher begleitet. Er hat sich das interessiert angehört und letztlich die Wünsche der Jugendlichen auch erfüllt.“ Die Verbesserung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen, deren Entfaltung und Entwicklung stark von der Nutzungsmöglichkeit des öffentlichen Freiraumes beeinflusst wird, ist ein besonderes Anliegen des Fair-Play-Projekts. 

 

Fair-Play-Teams gibt es in Wien seit 2010, derzeit sind sie in 15 Bezirken unterwegs. Haben die Teams bei ihrer Arbeit, die teilweise in den Abendstunden und bei Dunkelheit stattfindet, Sicherheitsbedenken? „Nein“, sagt Gaudriot: „Es ist gefährlicher auf dem Weg zur Arbeit von einem Auto niedergefahren zu werden als in einem Park angegriffen zu werden. Wir haben hingegen ein schöneres Bild von Favoriten, es gibt viele gute Seiten hier.“ 

Und damit diese noch mehr werden, drehen die Fair-Play-MitarbeiterInnen täglich ihre Runden und suchen im Dialog mit den FavoritnerInnen nach Problemlösungen. Was in der Mehrzahl auch gelingt, denn wie heisst es im Wienerischen treffend: „Durchs Reden kommen die Leut`zsamm“.

 

Favoriten bist Du! Das Bezirksmagazin

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Text: Manfred Hluma

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